ZU TISCH
ZU TISCH

ZU TISCH

Tischbildnisse von Andreas Kuhnlein

Ausstellung vom 3. bis 24. Oktober 2021
Samstags, Sonntags und Feiertags von 14 – 17 Uhr geöffnet
 
Vernissage am 3. Oktober um 15 Uhr

Einführung: Dr. Maria Baumann, Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg
Musik: Die Fagott-Klamutris

Der erzählende Tisch

Am Anfang stand ein Tisch, genauer gesagt, ein 200 Jahre alter Tisch in der Stube seines von der Tante Therese, die alle im Dorf nur Deta nannten, übernommenen Bauernhofs. Und weil Andreas Kuhnlein über Vieles sehr tief nachdenkt, sinnierte er, was dieses Holz wohl alles erlebt hat. Was der Tisch wohl erzählen könnte über die Spuren der Zeit, die all die an ihm lachenden, trauernden, diskutierenden, betenden, streitenden, liebenden, frommen, fluchenden, kartelnden, essenden, feiernden Tischgesellschaften hinterlassen haben. Mit diesem Blick wird der Tisch zum Bild gespeicherten Lebens, von erinnerten Generationen.

Mit der Idee vom erzählenden Tisch ging der Bildhauer vor 28 Jahren ans Werk. „Wie im Rausch“, sagt Andreas Kuhnlein, hat er 76 Tische in zehn Wochen geschaffen. „Wenn ich abends ins Bett bin, konnte ich es schon gar nicht mehr erwarten, dass ich wieder loslegen kann.“ Er setzte jeden Morgen – und der beginnt bei Andreas Kuhnlein tatsächlich mit dem Sonnenaufgang über den Chiemgauer Bergen – sein Werkzeug an das Holz von gestürzten, entwurzelten, vom Windbruch gefällten Bäumen und arbeitete aus ihnen seine kraftvollen Tischbildnisse. „Das Thema lasst mich nicht mehr aus.“ Die Tische stehen vor seinem vielfältigen Werk ausdrucksstarker zerklüfteter Figuren, mit denen er dann drei Jahre später als Künstler bekannt wurde. Bis heute gehören sie in seinem Schaffen immer wieder dazu.  

Andreas Kuhnlein, geboren 1953 in Unterwössen, ist gelernter Schreiner. Als 19-jähriger ging er für neun Jahre zum Bundesgrenzschutz – Jahre und Erfahrungen, die ihn stark geprägt haben. Einsätze in Stuttgart-Stammheim zu Zeiten der RAF, bei Demonstrationen, im von der Mauer geteilten Dorf Mödlareuth, die Eindrücke von Gewalt und Macht, die Menschen sich gegenseitig zufügen, gruben sich ein in seine Gedanken und sein Fühlen und trieben ihn um. 1981 begann er, seine inneren Bilder in Holz umzusetzen. Vom Holzschnitzer wurde er zum freischaffenden, vielfach ausgezeichneten Bildhauer. Heute stehen seine Werke rund um den Globus auf öffentlichen Plätzen, von München über Quebec in Kanada bis Luoyang in China, wo er 2005 einen Lehrauftrag an der Kunstakademie übernahm. Die Werke von Andreas Kuhnlein waren bisher in über 180 Einzelausstellungen sowie in mehr als 120 Ausstellungsbeteiligungen in 16 Ländern zu sehen.